lxplm.

Waiting for the great leap forwards.

New York, I love you, but you’re bringing me down (acoustically)

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Bevor’s hier weitergeht mit bunten Bildern und aparten Anekdoten aus NYC, muss ich zunächst ein bisschen über meine Interimsheimat abhassen. Und zwar nahezu unpolitisch. Es geht also nicht etwa um verfehlte Sozial- und Stadtentwicklungspolitik, fiese Schnösel oder das allgegenwärtige Plastikbesteck, sondern um eine daily annoyance ganz anderer Art. Eine, die wirklich jeden hier betrifft, 24/7: New York ist eine unerträglich LAUTE Stadt! Im Ranking der krachverseuchtesten Orte der Welt rangiert sie regelmäßig in den Top 10 (Platz 7, sagte 2013 z.b. die Wirtschaftswoche).

Es hat immerhin einen Monat gedauert, bis es mich das Dezibel-Level im Dauerhoch hier gestört hat, seit dem stört es mich aber so richtig. Am schlimmsten ist es in der U-Bahn. Das Geratter, Geklapper & Gequietsche, häufig auf vier offen gebauten und parallel verlaufenden Gleisen ist wirklich kaum zu ertragen. An vielen Stationen kann man sich bei Ankunft, Durchfahrt und Abfahrt eines Zugs (also tagsüber fast immer) nur noch schreiend verständigen. Und wenn man einsteigt, wird’s nicht besser: kreisch, fiep – die Gleise sind betagt, und für die Konstrukteure der Wagen war Innenraumschallisolierung definitiv ein Fremdwort. U-Bahn-Terror dieser Art habe ich übrigens in Berlin, London oder Paris in dieser Form NOCH NIE erlebt, und da sind die Metros auch schon seit Ewigkeiten in Betrieb.

Times Square

Der lauteste aller lauten Orte in NYC: Times Square. Wer hier abhängt, ist selber schuld.

Überirdisch ist es in vielen Teilen Manhattans, v.a. südlich des Central Parks, keinen Deut besser mit der Lautstärke. Taxis laden zum Hupkonzert, irgendwo keift immer eine Alarmanlage – und dann haben wir von den ganzen Sirenen noch gar nicht gesprochen. Die hat natürlich jeder Feuerwehr-, Kranken- und Polizeiwagen, und von denen gibt es wohl tausende. “Die müssen sich aber auch bemerkbar machen”, werdet ihr jetzt sagen – habt damit aber nur teilweise recht. Natürlich sollen die Jungs und Mädels in case of emergency im Verkehrschaos ihre Tröten anwerfen, aber auch eben NUR DANN. Wishful thinking. Die Tröten sind in NYC wohl zum permanenten Tröten da. Bei uns in der Straße gibt’s z.B. diese Feuerwache, und die von dort aufbrechenden Fahrzeuge ballern auch weit nach Mitternacht aus allen Rohren, wenn wirklich kein Arsch mehr in der UWS unterwegs ist. Ihre Hupen klingen dabei wie das Schiffshorn der untergehenden Titanic. Da hat man sogar als halbtauber Opi auf der Jersey Side noch was von. Also vergesst das Notfallargument – hier sind einfach Poser am Werk, mutwillige Krachschläger!

Ebenfalls nervig: die ganzen Baustellen. In allen Boroughs. Natürlich muss in einer Metropole mit mehr als 8 Millionen Einwohnern immer irgendwas irgendwo bauchtechnisch umgekrempelt werden. Die Frage lautet nur: Muss der Presslufthammer auch schon um 5:50 Uhr loslegen? Und wieso stehen da Zementmischwagen, mit laufendem Motor, in der Nähe vom Parkeingang, an einem Feiertag?

Die kaum noch als musikalisch zu bezeichnende Dauerbeschallung in zig Einkaufsläden in den Hustle & Bustle Neighborhoods erwähne ich hier nur kurz. Da muss man ja nicht shoppen gehen.

Hearos

„I need a hearo, I’m holding out for a hearo ‚til the end of the night“

Eine Lösung des Problems sieht so aus: Ohrenstöpsel. In verschiedenen Ausführungen. Für jede Gelegenheit. Ich penne damit nun schon seit Wochen jede (!) Nacht, weil ich meinen Schlaf nicht in drei Blöcke à zwei Stunden portionieren will. In der U-Bahn und auf der Straße trage ich die Dinger auch zwischendurch. Wenn ich keine Lust mehr habe, mir die Ohren zuzuhalten. Und weil ich mich an das Plastik in den Gehörgängen schon so gewöhnt habe, lasse ich es auch bei der Arbeit oft drin – das fördert die Konzentration in kleinen, geschäftigen Büroräumen im Garment District, wo’s natürlich auch Hupen, Alarmanlagen und Zementmischer en masse gibt – und schlechte Fenster.

Die beste Antwort auf den Noise Terror lautet indes: Pünktlich zum Wochenendbeginn die Grand Central Station oder den Bahnhof an der 125. Straße in Harlem aufsuchen, für schmales Geld ein Ticket für die Hudson Line lösen, am besten nicht vor Cold Spring aussteigen und dort, gerade mal 50 Meilen entfernt von der größten Stadt der USA, die Ruhe und den Frieden des Hudson Valley genießen. Nach 48 Stunden kann man dann den Hippie-Spießer wieder ein- bzw. die Ohrenstöpsel wieder auspacken und sich erneut ins hustle & bustle der City stürzen. Solange Trommelfelle und Psyche halten.

2 Kommentare

  1. War ja nur zwei Wochen da und ist auch wieder über 10 Jahre her, aber der konsequente Lärmpegel ist mir da auch schon aufgefallen, vor allem die Hupen. Dann auch live mitbekommen, wenn ein Fußgänger eine Straße überquert und sich ein Auto nähert, bremst das Auto nicht, sondern hupt, damit der Fußgänger sich gefälligst etwas beeilt. 😀

  2. Gut das ich aufs Land gezogen bin, besuch mich mal wenn du zurück bist, quasi als Kur haha.

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