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Der Humor meiner Tochter

| 3 Kommentare

a_und_a_2017Dieser Blog-Post ist recht privat, weswegen ich eine Weile gezögert habe, ihn zu veröffentlichen. Da ich meine Tochter aber nicht namentlich erwähne und die gleich folgenden Anekdoten auch nicht mit niedlichen Portraits und privaten Details dekoriert sind, geht das mit der Publikation wohl in Ordnung.

Ich glaube, dass der Beitrag einigen Leuten da draußen gut tun wird. Und zwar vor allem solchen Leuten, denen im Laufe ihres Lebens eine besonders schöne Art von Humor verlorengegangen ist: Der Humor von kleinen Kindern.

Ich habe wohl selbst eine Weile zu dieser Gruppe gehört – womit ich jetzt nicht die Gruppe der kleinen Kinder meine, deren Teil ich natürlich auch mal war, sondern die Gruppe jener Menschen, die sich eben aus dem Humor der Kindenmenschengruppe nicht so viel oder – seien wir ehrlich – de facto gar nichts macht.

Kitschig und süßlich und sentimental ist es doch, über die Scherze von Kindern zu lachen, und eine gute Pointe haben die ja auch in den seltensten Fällen. Bitterböse, meme-gespeiste Politsatire mit exakt kalkulierter Distanz zählt nicht zum Repertoire der kleinen Menschen, die ja noch lernen müssen, dass es eigentlich nicht viel zu lachen gibt. Und dass sich legitimer Humor daher bitte immer auch am System abarbeiten muss. Vor allem in Deutschland!

Alles Unsinn. Kinder sind lustig. Man kann und sollte mit ihnen lachen. Und wenn man selber welche hat, stellt sich das hoffentlich bald ganz automatisch ein. Ohne Anleitung. Ohne Humorkritik. Ganz unschuldig und deswegen ganz toll.

Die drei Scherze von A., aufgezeichnet im vergangenen Sommer, kurz vor und kurz nach ihrem zweiten Geburtstag:

1

Wir stehen im Park. Es grünt und blüht.
„Hallo Papa!“
„Hallo A.!“
A. kommt auf mich zu, kitzelt mich an beiden Händen, läuft dann lachend weg und ruft:
„Ameisen waren das!“

***

2

Wir sind in Italien im Urlaub und machen einen Ausflug. Es ist sehr heiß. Ich muss A. häufig tragen oder im Wagen schieben. Ich schwitze wie bescheuert und gönne mir deshalb am Strandbüdchen ein großes Bier. Obwohl wir erst frühen Nachmittag haben.
„Papa?“
„Ja?“
A. schaut mich missbilligend an:
Bier ist das, Papa! Kein Kinderbier!

***

3

Wir sind zuhause. Der Tag war lang und intensiv. Ich sehe, dass A. bereits vor sich hingähnt und sage: 
„Ich glaube, du gehst jetzt ins Bett.“
Blitzartig spring A. von meinem Schoß, greift sich ein Buch und einen Holzlöffel und ruft:
„Glaube ich nicht!“

Entwicklungspsychologen dürfen übrigens gerne erklären, ob es sich um bewusste Scherze oder zufällig gut remixte Repliken handelt. Mir ist das eigentlich egal. Denn A. und ich lachen ganz viel zusammen. In zehn Jahren werde ich sie fragen, ob sie sich an ihre ersten, durchaus soliden Gehversuche in Sachen Humor erinnert. Und ob sie inzwischen vielleicht Fan von Michael Herbig ist.

Dann wird sie nämlich enterbt, da verstehe ich keinen Spaß.

3 Kommentare

  1. Ich liebe den unbekümmerten Humor und die oft sehr genauen Beobachtungen von Kindern. Vor allem spiegeln Sie unser eigenes Verhalten und überprüfen die Welt permanent. Humor ist in meinen Augen auch ein Beweis für Intelligenz.

    – – – Ein Witz aus der Grundschulkinderzeitung

    Wie nennt man einen Keks im Schatten?
    .
    .
    .
    .
    Ein schattiges Plätzchen 🙂

  2. Hi Alex, Du Scherzvogel!
    Ich glaube, Deine Tochter wird es Dir verzeihen, dass Du diese kleinen Scherze uns mitteilst. Ich wünsche Deiner Tochter noch viele dieser drolligen Momente.
    Gruß Eric.

  3. Hi,

    nette Erzählung – wie alt ist deine Tochter? 🙂 – und: die Kraft der Sprache ist unverwechselbar in der Kindersprache enthalten.

    Wortschöpfungen und fantasievolle Umschreibungen von Kindergartenkindern sind das Salz in der Suppe der Kommunikation:

    Beispiele aus dem Leben meiner Söhne als 2-4 Jährige:
    – weinendes Klagen; Frage als Vater: was ist passiert? Ich habe mich am Piktus gestoßen! (Aufklärung: ein Kaktus hatte nach Berührung kleine Nadeln in der Haut hinterlassen.
    – andere Situation: Hinfallen, klagendes Weinen – Frage: was ist los? Antwort des Söhnchen: Ich habe mir wehgetan am Knie vom Arm (Ellenbogen hatte Aufschürfungen).
    – letztes Beispiel: eindringliches Spielen auf der Mundharmonika – Frage: Was spielst du denn? Antwort des Dreijährigen: Ich spiele den Regen (draußen war Novemberwetter und es regnete).

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